BR-KLASSIK

Inhalt

Zukunft der Rundfunkorchester Orchestervereinigung legt Positionspapier vor

19 Klangkörper finanziert der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland. Eine europaweit einzigartige kulturelle Vielfalt. Und eine, deren Existenzberechtigung im Zuge von Sparüberlegungen immer wieder in Zweifel gezogen wird. Zu Unrecht, meint die Orchestervereinigung Unisono, die am Mittwoch ein Positionspapier vorgelegt hat.

Tiefe Streicher | Bildquelle: © Adobe-Stock

Bildquelle: © Adobe-Stock

Unisono, die Orchestergewerkschaft, sorgt sich um die Zukunft der Rundfunkorchester. Die sieben ARD-Anstalten mit eigenen Klangkörpern tragen zehn professionelle Orchester, fünf professionelle Chöre und vier Big Bands. Im Positionspapier, das Unisono gemeinsam mit den Vertretern aller Klangkörper erstellt hat, geht es um die medienpolitische Debatte und um die Notwendigkeit der Orchester und Chöre mit vielen Beispielen.

Rundfunkbeitrag: Nur 41 Cent für die Klangkörper

Gerald Mertens, der Geschäftsführer von unisono, weist darauf hin, dass gerade im Bereich der Musikvermittlung in den letzten Jahren viel getan worden sei. "Und ganz wichtig: Die Rundfunk-Klangkörper wirken auch dort, wo es keine kommunalen Orchester gibt, gerade im ländlichen Raum - sowohl durch die Übertragung im Programm als auch durch Auftritte von Kammermusikensembles in Schulen. Es gibt unendlich viele Beispiele, wie auch Rundfunk-Klangkörper mit ihren Mitgliedern in die Landschaft hineinwirken."

Die 2.000 festangestellten und tariflich abgesicherten Mitglieder der Klangkörper leisteten, so Mertens, eine Arbeit auf höchstem Niveau. Nur 41 Cent des monatlichen Rundfunkbeitrags kämen den Klangkörpern zugute, gerade mal 2,2 Prozent des Gesamtbetrags. "Die Klangkörper taugen daher aus unserer Sicht nicht als mögliches Bauernopfer weiterer Einschnitte."

Orchestervereinigung plädiert für Erhalt der Vielfalt

Nach dem Zeitpunkt der Veröffentlichung gefragt, betont Mertens, er wisse nichts von Plänen möglicher Fusionen, wolle aber, bevor die Intendantinnen und Intendanten im Juni eine Zukunftsoption für die Orchester vorlegten, die Argumente von Unisono in die Öffentlichkeit tragen. Unisono will die Entscheider in der Medienpolitik - Parlamentarier, Staatskanzleien und Parteien - für das Thema sensibilisieren.

unisono Deutsche Musik- und Orchestervereinigung

Der Berufsverband Unisono (bis Oktober 2022 Deutsche Orchestervereinigung, kurz DOV) vertritt die Interessen von rund 12.800 Mitgliedern in Berufsorchestern und Rundfunkchören sowie von Freischaffenden, Studierenden und Lehrbeauftragten an Musikhochschulen. 

Gerald Mertens | Bildquelle: picture-alliance/dpa Unisono-Geschäftsführer Gerald Mertens | Bildquelle: picture-alliance/dpa "Es geht eben nicht an, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk oder die ARD dann nur noch ein einziges Orchester, einen einzigen Chor oder eine einzige Big Band unterhält und die dann bundesweit alles bestreiten soll", so Mertens. "Das wird nicht funktionieren. Sondern wir sagen: Gerade die regionale Aufstellung der Rundfunkanstalten und die regionale Aufstellung ihrer Klangkörper sind ein Alleinstellungsmerkmal für die Wirkung und auch für die Kulturproduktion des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in diesem Kultur- und Musikbereich. Der öffentliche Rundfunk zeichnet sich eben dadurch aus, dass er mit eigenen Klangkörpern seit 100 Jahren Kulturproduzent ist und nach unserer Auffassung auch weiterhin bleiben soll, um damit auch den Erhalt von öffentlichen Gebührengeldern zu rechtfertigen."

Das Positionspapier liegt den Intendantinnen und Intendanten bereits vor. Oliver Weinhold, Cellist im WDR Rundfunkorchester, hat es Tom Buhrow überreicht. "Buhrow hat noch einmal seine Wertschätzung gegenüber der Arbeit seiner Ensembles zum Ausdruck gebracht, hat insbesondere darauf abgehoben, wie sorgfältig wir unsere Kandidatinnen und Kandidaten für Neubesetzung auswählen, zeigte sich also durchaus auch informiert", so Weinhold. Tom Buhrow habe sich für dieses Papier bedankt und sich dankbar für darin enthaltenen Zahlen und Fakten gezeigt. Er würde sie "gerne für seine eigene Außenkommunikation weiter nutzen".

SWR-Intendant Gniffke äußert sich diplomatisch

Kai Gniffke, der als SWR-Intendant den ARD-Vorsitz innehält, betonte in seiner Reaktion auf das zwölfseitige Positionspapier den exzellenten Beitrag der ARD-Klangkörper für die Musikkultur in Deutschland, jedoch habe der öffentlich-rechtliche Rundfunk keinen Auftrag des Gesetzgebers, Orchester, Chöre oder Big Bands zu unterhalten. Der Inflation, den Tarifsteigerungen und den knapper werdenden Ressourcen müsse man mit Umschichtungen und neuen Modellen begegnen. Dies könne nur im Dialog mit den Orchestern, Chören und den Bands erfolgen.

Sendung: "Leporello" am 24. Mai ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (2)

Kommentieren ist nicht mehr möglich.

Donnerstag, 25.Mai, 13:29 Uhr

Udo Werner

Öffentlich-rechtliche "Klangkörper"

Ich schätze die musikalische Vielfalt unserer Rundfunkorchester, egal welcher Anstalt sie angehören und dafür zahle ich auch gerne meinen Rundfunkbeitrag – auch falls dieser zukünftig höher ausfallen wird. Sparüberlegungen müssen in anderen Bereichen erfolgen, nicht bei den Orchestern.

Mittwoch, 24.Mai, 20:47 Uhr

Nächster Versuch

Nimmt man das SOBR als Beispiel...

...muss man leider konstantieren, dass man sich nicht um eine besondere Nähe zum zahlenden Beitragszahler bemüht. Das deutsche Repertoire ziemlich vernachlässigt. Deutsche Dirigenten werden so gut wie nie eingeladen. Ich glaube auch nicht, dass die hier zitierten Schul- und Provinzprojekte sehr zahlreich sind.

Mit bloßen Lobbyistenspapieren wird sich die Debatte um die Zukunft der Sinfonieorchester nicht abwenden lassen...

    AV-Player