BR-KLASSIK

Inhalt

Dirigentin Anna Handler Auf den Spuren von Leonard Bernstein

Harte Arbeit und eiserner Wille: Die Münchner Dirigentin Anna Handler ist neue Assistentin von Andris Nelsons beim Boston Symphony Orchestra. Das sei ein Geschenk, so die 27-Jährige im Interview mit BR-KLASSIK. Auf sie kommt nun eine erweiterte Lehrzeit zu.

Die Dirigentin Anna Handler | Bildquelle: Anna Handler

Bildquelle: Anna Handler

Die Entscheidung fiel, nachdem Anna Handler das Boston Symphony Orchestra 25 Minuten lang dirigiert hatte. Wie in einem Wettbewerb, einem Ranking: Die Musikerinnen und Musiker des Orchesters stimmten ab, vergaben die Plätze eins bis vier, es wurde ausgezählt, und dann war klar: Die in München aufgewachsene Anna Handler hatte sich gegen ihre drei männlichen Mitbewerber durchgesetzt und die Stelle als Assistenz unter Chefdirigent Andris Nelsons in Boston gewonnen. "Es ist eine Ehre und ein großes Vertrauen", sagt die 27-jährige Deutsch-Kolumbianerin im Interview mit BR-KLASSIK. "Die glauben an meinen Weg und wollen meine Mentoren sein. Es ist eines der größten Geschenke, die ich erfahren darf."

In der Tradition von Leonard Bernstein

Für Anna Handler ist das aber auch ein ganz großer Lernprozess, der da nun auf sie zukommt. Immerhin hat dieses Orchester nicht zuletzt durch Leonard Bernstein eine große Tradition. Der begann selbst als Assistent beim Boston Symphony Orchestra, gab sein Debüt in Tanglewood 1941. Anna Handler wird ihres dort 2025 geben. Eine "Legacy", ein Erbe wie Handler es ausdrückt. Hier treffe sie auf Musikerinnen und Musiker, die Bernstein vielleicht noch live erlebt hätten – Zeitzeugen also. Und über diese Menschen dem Dirigenten Bernstein, der ein großes Vorbild für Handler ist, näher zu kommen, das bedeute ihr sehr viel.

Anna Handlers Aufgabe in Boston: Ganz viel zuhören

Ganz konkret wird ihre Aufgabe in Boston aber darin bestehen, viel zuzuhören: Proben zu begleiten, das "zweite Paar Ohren" im Saal zu sein. Das heißt: mit der Partitur auf dem Schoß in den Proben sitzen, an verschiedenen Stellen, sich viele Notizen machen, wie etwas wo klingt und später Feedback an die Dirigentin oder den Dirigenten geben. "Das ist eine erweiterte Lehrzeit für mich", sagt die Musikerin, die im Mai 2023 ihr Studium an der Juilliard School in New York abgeschlossen hat und gerade Dudamel Fellow des Los Angeles Philharmonic Orchestra für die Saison 2023/2024 ist. Von September an wird sie dann die Assistenz unter Andris Nelsons in Boston antreten.

Kirill Petrenko ist einer der größten Dirigenten unserer Zeit.
Anna Handler

Anna Handler spricht ruhig. Sie weiß, was sie will. Und sie weiß auch, was sie schon erreicht hat. "Das ganze Leben bereitet einen darauf vor, wo man jetzt ist", sagt sie. Ganz konkret hat sie aber auch zum Beispiel Kirill Petrenko darauf präpariert. Dem durfte sie bei einer konzertanten Produktion von Tschaikowskys Oper "Mazeppa" mit den Berliner Philharmonikern assistieren. "Petrenko ist einer der größten Dirigenten unserer Zeit", sagt sie, "so ernsthaft und tief wie er arbeiten nur wenige. Petrenko hat mich an meine Grenzen gebracht. Aber an mich geglaubt." Ein anderes Vorbild: Vladimir Jurowski.

Dirigieren als Lebensaufgabe

Was einen guten Dirigenten, eine gute Dirigentin ausmache, wie sie selbst dahin komme, das sei schwierig zu beschreiben, erklärt sie. "Man muss es einfach machen und hart arbeiten." Dirigieren sei eine Lebensaufgabe. Und eine, die man zum Glück auch mit 80 Jahren noch machen könne. Womit sie ihr Leben bestreiten kann. Und dafür ist sie jetzt schon auf einem guten Weg.

Sendung: "Leporello" am 20. Februar 2024 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (0)

Kommentieren ist nicht mehr möglich.
Zu diesem Inhalt gibt es noch keine Kommentare.

Mehr zum Thema

Neu bei BR-KLASSIK

    AV-Player